Verrückte Welt – wir waren Headliner!

Manchmal kann einem schon alles zu Kopf steigen. Gerade noch hatten wir eine kleine Bandkrise, sehnten uns nach der großen Bühne, die doch so weit entfernt schien – dann kam es ganz anders! Vor fast genau einer Woche, am 15. Februar, hatten wir die Gelegenheit, im super angesagten In-Club "Blue Shell" im kölner Szeneviertel Quartier Lateng zu spielen. Unserer Heimatstadt, eine Woche vor Karneval? Was gibt es Größeres für eine Band aus dem schönen Kölner Stadtteil Bösperde. Einen schöneren und hipperen Ort für einen Gig kann es nicht geben.

Habe ich gerade "Gig" geschrieben? Oh, das trifft es nicht ganz, es wäre wesentlich gerechtfertigter, von einem Festival (der guten Laune und des Rock \m/)!

Backstage nach dem Soundcheck einer Vorband. Die ersten Fans treffen ein. Teddy noch in Weiß!

Aber der Reihen nach: Es war im September 2019, kurz nachdem wir mit unserem zweiten Album Maroeuil so richtig durchgestartet sind. Er kam nicht ganz unerwartet, der Erfolg, aber mit derartigen Abrufzahlen im Netz und sogar ganz entgegen unserer Erwartungen nicht wenigen CD-Verkäufen haben wir nicht gerechnet. Natürlich dauerte es nicht lange, bis andere auf unseren Erfolg aufmerksam wurden und die ersten Anfragen eintrudelten. So kam etwa auch in dieser Zeit der Kontakt zu den SPH Music Masters zustande, einem Konzertveranstalter, der deutschlandweit kleine und größere Festivals organisiert (manchmal, wie in unserem Fall, auch Megafestivals). Ebenso wie wir wollten die SPH Music Masters auch mal wieder ein richtig großes Ding reißen, ein richtige großes Ding in Kölle, der Stadt am Rhing. Ein bisschen Schriftkram, Austausch hin und her, schon war klar, dass wir gemeinsam einen Auftritt im BlueShell angehen wollten. Als Team, als Kooperationspartner. Was noch viel besser war: Sowohl die SPH Music Masters als auch wir waren von Anfang an fest davon überzeugt, dass es ein Gewinn für alle wäre, mehrere Bands an dem Abend auftreten zu lassen. Klar, insbesondere ist es auch wichtig für Nachwuchsbands, Bühnenerfahrung zu machen, wer wüsste das besser als wir, die wir schon Mitte 40 sind! Gesagt, getan, zugesagt!



Die nächsten Monate waren hektisch und voll: Es hieß zum einen "proben, proben, proben", aber auch erste Stilberatungen mussten eingeholt werden. Wie sollten wir uns diesmal optisch auf der Bühne geben? Traditionell im schwarzen Hemd, bunt (auch der fünften Jahreszeit entsprechend) oder mal ganz verrückt in gelb? Wir waren ratlos und starteten eine Onlineumfrage, weil wir uns selbst nicht entscheiden konnten. Viele von Euch waren ja auch dabei! THX! Schon nach einigen Tagen flogen die Abstimmungszahlen in den Himmel, oder weiter noch, ins Universum. Überwältigt von der enormen Fanbeteiligung konnten wir das Abstimmungsergebnis kaum erwarten. Wir hatten die Technik des Webvoting extra so gestaltet, dass wir selbst erst mit Ablauf der Frist wissen würden, für welches Outfit ihr gevotet habt. Es sollte ein bisschen wie Weihnachten für uns sein. Und klar, die Tatsache, dass das Voting am 24. Dezember 2019 endete, hatte ja auch was weihnachtliches. Mit schwitzigen Händen öffneten wir am Heiligabend unseren Laptop, klappten den Deckel hoch, navigierten zur Votingwebsite, gaben Nutzernamen (ROCKBAND2000) und das Passwort ein (MUSIC_ROCKS123!) und sahen mit Tränen der Freude das Ergebnis:

Das Voting der Fans
Einerseits froh, doch auf unser altes Bühnenoutfit zurückgreifen zu können, aber dennoch ein wenig enttäuscht, weil wir unsere in freudiger Erwartung eines anderen Votingergebnisses schon gekauften Lappenclownkostüme in die Tonne kloppen müssten, gaben wir uns die Hand und verabschiedeten uns.

(Nachtrag 23. Februar 2020: Nun wurde sogar der Schul- und Viertelszug des Kölner Karnevals abgesagt....oh je, selbst dafür können die Lappenclowkostüme nicht mehr verwendet werden. Gott habe sie seelig!).

Aber, alte Optimisten, die wir sind, hatten wir sofort einen neuen Plan, um Innovation mit Tradition zu verbinden: Es sollten – so sagten wir uns – dann zwar schwarze Hemden werden, aber mit eingenähtem leicht grauen Strickfäden! Gesagt getan, die Nähmaschine angeschmissen, und schon stand unser neues Bühnenoutfit, welches sowohl hardcore-traditionsbewusste Old-School-Fans zufrieden stellen sollte, wie auch exciting New-Core-Hipster-Fans! Welche Freude, welch gute Idee von uns!

Die Nächte vor dem Auftritt waren die reinste psychische Hölle. Uns war der Druck, der auf uns lasten würde, vollkommen bewusst. Obwohl wir die direkten 14 Tage vor dem Auftritt in einem Luxus-Spa-Hotel in Liechtenstein verbrachten, mit Massagen und dem vollen Wellnessprogramm, konnten wir nicht richtig entspannen. So brachte auch tatsächlich erst der Tag des Auftritts selbst die bitter nötige Entspannung. Die Roadies hatten das Equipment schon vorab aus unserem Probesaal geholt und im Blue Shell aufgebaut. Klar, bei so viel Professionalität brauchten wir keinen eigenen Soundcheck mehr. Wir sind Profis! Aber natürlich galt das nicht für alle an diesem Abend, so dass – wie früher auch bei uns einmal – die Zeit bis zum Konzertbeginn mit eben diesem Soundcheck verbracht wurde.

Dann ging es los, und wie! Nachdem sich das Publikum durch unsere großartigen Vorbands so richtig auf Hochtouren getanzt hatte, betraten wir in unseren dunklen Hemden (mit eingenähten grauen Fäden) die bunte Bühne. Welch ein Auftritt! By the way: Ein großes Lob an die Bands, die vor uns spielten! Zunächst brachte das Duo Cantarissimo das Publikum zum Lachen und Weinen mit ihre grandiosen Singer-Songwriter-Liedern. Anschließend heizten Schwermetall die Folks vor der Bühne mit ihrem technisch grandiosen Metal ein, gefolgt von der jungen und innovativen Band JaegersFølk und den göttlichen Novotones aus Belgien.

Routiniert und ohne Eile betraten wir die Bühne, anmoderiert von Oliver Pocher:


Wie immer: ein exzellenter Einstieg, der unmittelbar die MoshPits aufwirbeln ließ. Glücklicherweise wurde diesmal niemand verletzt. Ganz anders als damals in Wyoming. Aber die Menschen haben dazu gelernt, wir haben dazu gelernt und diesmal nicht an Sicherheitsabsperrband gespart. Safety First! Das ist unser Motto, auch als Rockband. Und von diesem Motto könnten sich andere auch mal eine Scheibe abschneiden. Ich denke da zum Beispiel an Bömmel.

Nach diesem Feuerwerk der guten Laune und des Old-School-Punk spielten wir unseren zweiten, genau genommen sogar ersten, Hit. Passend zur bevorstehenden Zeit des Karneval mit all der damit verbundenen Melancholie und Trauer: Cowboyhut, gefolgt von Teddy's Alphabet.


Die Fans lagen sich mit Tränen in den Augen in den Armen, schunkelten und hielten die Taschenlampen ihrer Mobiltelefone in die Luft. Es war so schön. So traurig. So melancholisch. So Cowboyhut halt!

Weiter ging's. Teddy und Trevor, also wir, wir sind ja wahre Universalkünstler. Wir sind beide nicht nur sehr gute Instrumentalisten, sondern auch ausgebildete Sänger. So wurden die nächsten beiden Songs von Teddy, dem Schlagzeuger unter uns beiden, gesungen. Das muss man sich mal vorstellen: Ein Schlagzeuger, der schlagzeugt und gleichzeitig singt! Sowas hat die Welt noch nicht gesehen, und tatsächlich denken wir seit längerem darüber nach, neben der Musik auch in Zirkussen aufzutreten, Abteilung Kunstturnen. Nun gut.

Teddy beginnt mit unserem Radiohit "Hochauflösend", einer Allegorie auf die Anonymität unserer Zeit im Internet:


Es blieb traurig, auch, weil im nächsten Lied die traurige Stadt Koblenz vorkommt. Die nicht-reale Stadt, die Nichtstadt:


Nun ist es an der Zeit, uns bei Euch, unseren Fans zu entschuldigen. Das extra gebuchte und teuer bezahlte Kamerateam nämlich hat es versäumt, den generösen von Teddy gesungenen Song "Schön" aufzunehmen, da sie es nach diesen vier einheizenden Songs nicht mehr aushielten nur zu filmen und nicht zu tanzten. Sie ließen also ihre Kameras liegen – und tanzten. Was wir nach dem Lied allerdings mit beherzten Tritten in deren Gesichter unterbinden konnten, so dass die letzten beiden Megahits "Bitte brich mir das Herz" und "100.000 Melodien" doch noch den Weg auf die Hi-End-Aufnahmegeräte gefunden haben:

Brich mit das Herz

Finale: 100.000 Melodien

Was bleibt noch zu sagen? Es war ein großartiger Abend mit einem großartigen Review. Es war schön, Headlines inmitten dieser wunderbaren Kollegen an diesem wunderbaren Abend gewesen zu sein! Danke an Euch alle, die Ihr da wart. Die immer für uns da sind. Danke! Thanks!

Und wenn Euch die Qualität der Videos nicht ganz gefällt, hier noch unserer Songs in den Playlists von Soundcloud, mit ebenso schlechter Qualität!






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